Blackout-Vorsorge an Schulen

Spielerisch an ein ernstes Thema herangehen

© KPH, TH

Mit dem Strategiespiels „Neustart – Blackout-Simulation für Gemeinden und Krisenstäbe“ wurden im Rahmen des Seminars

1. didaktische Prinzipien und Lerneffekte eines Lernspiels analysiert und
2. eigenes verantwortliches Handeln als klassenführende Lehrkraft im Krisenfall durchdacht.

„Neustart“ eignet sich als didaktisches Spiel hervorragend, um die Komplexität unseres Alltags bewusst zu machen und vernetztes Denken zu vermitteln. Nach der Publikation des Kinderbuchs „Stromlos ist viel los!“ (2021), geschrieben von KPH-Studierenden gemeinsam mit Verena Herleth und der Veröffentlichung der Leitlinien für den Umgang mit einem Blackout/Stromausfall in Schulen (2022) ist dies nun der spielerische Zugang zur Krisenvorsorge.

 

Der Pädagogikprofessor Peter Petersen (1882–1952) hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Spiel als Arbeitsform in den Unterricht eingeführt. Er entwickelte an der Universität Jena das offene reformpädagogische Konzept des „Jena-Plans“. Lernspiele sind heute aus dem Unterricht nicht mehr wegzudenken. Das Spiel „Neustart“ eignet sich für Schüler:innen ab der Oberstufe, Studierende und Erwachsene in allen Berufsgruppen. Mit einem Strategiespiel dieser Art, lassen sich vernetztes Denken vermitteln und komplexe Inhalte einprägen. Außerdem werden die Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeit gefördert – und noch dazu wird immer wieder einmal gelacht, auch wenn das Thema ein ernstes ist. Gemeinsam geht’s besser!

 

Wie kann das Thema Blackout-Vorsorge in der Schule behandelt werden?

Diese Frage diente als Ausgangspunkt für einen spannenden Nachmittag mit den angehenden Lehrer:innen im Schwerpunktseminar auf prim6 von „Schule als sich selbst entwickelnde Organisation“.

Gemeinsam mit dem internationalen Blackout- und Krisenvorsorgeexperten Herbert Saurugg durften die Studierenden die von ihm mitentwickelte Blackout-Simulation "Neustart" (https://gfkv.org/neustart/) bewältigen. Dabei mussten die Teilnehmer:innen verschiedene Aufgaben lösen, die bei der Krisenbewältigung in einer Kleinstadt anfallen könnten.

Dies erforderte die Koordination untereinander und den Austausch über die beste Vorgehensweise. Erschwerend kam hinzu, dass klar war, dass die Ressourcen nicht ausreichen würden und daher auch rationiert und priorisiert werden musste. Überraschend waren auch die vielfältigen Folgen eines Blackouts, die bisher kaum bekannt waren. Damit wurde sehr plakativ deutlich, wie wichtig eigentlich die Eigenvorsorge ist und warum auch die Blackout-Vorsorge in den Schulen für die Krisenbewältigung notwendig ist. Es reicht eben nicht, irgendwelche Listen zu erstellen, denn die Realität sieht meist anders aus als gedacht. Dazu gehört auch, dass es unrealistisch ist, dass alle Kinder abgeholt werden oder zu Fuß nach Hause gehen können. Wenn man das erst in der Krise merkt, ist das Chaos vorprogrammiert.

Die Studierenden haben erkannt, dass es von entscheidender Bedeutung ist, sich auf unvorhergesehene Ereignisse wie einen Blackout vorzubereiten, um im Ernstfall angemessen handeln zu können. Ähnlich wie Kinder an Schulen regelmäßige Feueralarmübungen durchführen, um sich auf eine Evakuierung vorzubereiten und dabei Ruhe und Sicherheit zu bewahren, streben auch Lehrpersonen danach, im Falle eines Blackouts souverän zu agieren. Durch die Sensibilisierung für das Thema und die praktische Simulationsübung können Lehrkräfte Sicherheit und Vertrauen in ihre Fähigkeiten entwickeln, um im Falle eines Blackouts angemessen zu reagieren und ihre Schüler:innen zu schützen.

Die Studierenden erkennen beim Spielen die Verantwortung, die sie tragen, und sind bestrebt, diese auf effektive Weise zu erfüllen. Das Spiel „Neustart“ ist für Kinder auf der Primarstufe zu komplex, während die betrachteten Kinderbücher geeignet erscheinen. Es ist wichtig, dass die Vorbereitungen und praktischen Probesituationen kindgerecht gestaltet werden, um den Schüler:innen die notwendigen Informationen und Verhaltensweisen auf verständliche und altersgerechte Art zu vermitteln.

Vielen Dank an Herbert Saurugg für seinen Besuch im Seminar!

 

Theresia Herbst, unter Mitarbeit von Julia Greibich prim6

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