"Was werden wir morgen essen?"

Dem Thema der zukünftigen Ernährungssicherheit widmete sich im Stift Dürnstein das Symposion Dürnstein unter dem Titel "Was werden wir morgen essen?". Diese Frage warf bereits bei der Eröffnung am Donnerstagabend viele weitere Fragen auf.

© Klaus Ranger

Schon bei der einleitenden Podiumsrunde tauchten unterschiedliche Facetten zum Thema auf. Für Friedrich Faulhammer, Rektor der Universität für Weiterbildung Krems, sind Nahrungsquellen durchaus keine Selbstverständlichkeit und bedürfen eines achtsamen Umgangs. Die junge Generation habe heute geänderte Ansprüche an Lebensmittel, konstatierte Hubert Philipp Weber, Theologe und Rektor der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems.

Die Beschäftigung mit Essen sollte nicht als Religionsersatz dienen, meinte Petrus Stockinger, Propst des Stifts Herzogenburg. Rudolf Mallinger, Rektor der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, erinnerte schließlich daran, dass Ernährung eine "Querschnittsmaterie" aus mehreren Bereichen darstelle, und wies auf die wachsende Bedeutung der Mikrobiom-Forschung hin.

Den soziopolitischen und kulturellen Aspekt betonte Ursula Baatz, Kuratorin des Symposions, in ihrem Statement ebenso wie die Übernutzung des Bodens durch die industrialisierte Landwirtschaft. Das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht, unterstrich Baatz und wies darauf hin, dass sich in Österreich 600.000 Menschen keine angemessene Nahrung leisten könnten und 127.000 Kinder an Mangelernährung leiden würden.

Dem stellte die Ärztin und Ernährungswissenschaftlerin Elisabeth Fabian den Umstand gegenüber, dass über 50 Prozent der österreichischen Bevölkerung übergewichtig sei. Der Begriff der Ernährungssicherheit sei nicht nur eine Frage der Versorgung, sondern auch der Inhaltsstoffe: So hätten durch intensivierte Produktionsmethoden Unverträglichkeiten zugenommen, erklärte Fabian.

Artensterben, Klimawandel, Rückgang bäuerlicher Betriebe: "Das Boot ist leck geschlagen", zog Franz Essl, Mitglied des Biodiversitätsrates und Wissenschafter des Jahres 2022, einen bildhaften Vergleich. Er urgierte einen politischen Kurswechsel. Ökogerechte Bewirtschaftungspraktiken und innovative Umweltmaßnahmen erhofft sich Franz Raab, Kammerdirektor der Landwirtschaftskammer NÖ. Die Debatten um krank machendes Essen erinnern Franz Sinabell, Privatdozent an der Universität Wien, an die Diskussionen um die Schädlichkeit des Rauchens vor 40 Jahren. Österreich sei zwar "Bio-Weltmeister in der EU", so Otto Gasselich (Bio Austria), doch schlage der Treibhauseffekt voll zu.

An den beiden weiteren Tagen ging es u. a. darum, wie Globalisierung und Klimawandel unsere Ressourcen verändern, wie sicher unsere Lebensmittel sind und welche Rolle ethische Überlegungen bei Ernährungsfragen spielen. Thematisch im Vordergrund stehen die Boden- und Wasserressourcen als Grundlage der Ernährung, aber auch die Transformation der Landwirtschaft, der Lebensmittelhandel, das Kaufverhalten sowie ethische Aspekte der Ernährung.

Das 14. Symposion Dürnstein ist für 27. bis 29. März 2025 angekündigt. Der Arbeitstitel lautet "Wissenschaft. Wissenschaftsglaube. Wissenschaftsskepsis".

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