Linz: Carlo Acutis

"Glaubwürdiges Modell" für Nächstenliebe

Religionspädagoge Schörkhuber bei Ausstellungs-Eröffnung: "Cyber-Apostel" aus Italien war "ein Junge mitten aus dem Leben" und verkörperte Prinzip der "Compassion"

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Linz, 19.01.2024 (KAP) Auf die hohe Eignung von Carlo Acutis als Vorbild im Christsein hat der Religionspädagoge Bernhard Schörkhuber hingewiesen. Carlo sei außer seiner Eigenschaft als "Influencer Gottes" und "Cyber-Apostel" – so wird er meist tituliert – auch aufgrund seiner "Haltung engagierter Menschlichkeit und des Daseins für andere" wegweisend, sagte der Professor der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule KPH Wien/Krems am Donnerstagabend in der mit 170 Teilnehmer:innen gut gefüllten Klosterkirche der Barmherzigen Schwestern Linz im Anschluss an einen Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer. Anlass war die Eröffnung der internationalen Ausstellung über eucharistische Wunder, die bis Mitte Februar bei freiem Eintritt zu sehen ist.

Der 2006 mit erst 15 Jahren an Leukämie verstorbene Italiener Carlo Acutis war 2020 von Papst Franziskus seliggesprochen worden. Weit bekannt ist inzwischen seine Liebe zum Sakrament der Eucharistie und dass er sein großes, schon früh zutage tretendes Computer-Talent einsetzte, um in detaillierter Recherche eine umfassende Website sowie eine Wanderausstellung über Hostienwunder – jene, die nun in Linz Station macht – zu gestalten. Ebenso faszinierend sei, dass bei Acutis die Eucharistie die Quelle für soziales Handeln war, unterstrich Schörkhuber in seinem Vortrag. Die Kontemplation habe bei ihm "Mitleidenschaft" hervorgebracht.

Einerseits habe Carlo Acutis Dinge getan, "die alle jungen Menschen heutzutage tun", so der Experte. Als erster katholischer Seliger in Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhen habe er ein Facebook-Profil und eine E-Mail-Adresse besessen, mit seinen Freunden gespielt, den Computer benutzt und sei so gesehen ein "unauffälliger Junge" gewesen. "Der einzige große Unterschied war, dass er die Begegnung mit Jesus in der Eucharistie zum Mittelpunkt seines Tages gemacht hatte", bemerkte Schörkhuber. Dies sei "wegweisend für sein Leben" gewesen, habe er doch in der heiligen Kommunion die "Quelle für das soziale Handeln" erkannt.

Als "Leitplanken der noch jungen Spiritualität" Carlos bezeichnete der Theologe die "Compassion" – zu übersetzen mit "Empfindlichkeit für die Situation und das Leid der anderen" wie auch "Solidarität mit denen, die in der Gesellschaft aus eigenen Kräften nicht mitkommen". In der Schule habe sich Carlo Acutis stark für benachteiligte, gemobbte oder schüchterne Mitschüler eingesetzt, in seiner Freizeit für Obdachlose und Drogenabhängige. Bekannt sei auch, dass er sein Taschengeld oft der Kapuziner-Hilfsorganisation "Opera San Francesco" für Armenspeisungen gespendet habe. Carlo lebte damit das Dasein für andere "ehe man überhaupt etwas von ihnen hat" vor, befand Schörkhuber.

Insgesamt habe Carlo Acutis "auf ganz überraschende Weise" vorgezeigt, dass es die Augen für andere Menschen – besonders für gesellschaftlich "Unsichtbare" – zu öffnen und mit ihnen mitzuleiden gelte, und dass das Leben in vollen Zügen und "mit Jesus" gelebt werden solle. Sein seit früher Kindheit vertrauter Umgang mit Gott habe Carlo Acutis die Fähigkeit verliehen, "die Bedürfnisse und Anforderungen seiner Zeit zu erfassen und eine angemessene Antwort zu geben". Das mache den Teenager-Seligen zum "glaubwürdigen Modell eines jungen Menschen, der es versteht, mit Mut und Entschlossenheit den von Jesus angebotenen Weg zu gehen, trotz Schwierigkeiten, Missverständnissen, Hindernissen und dem Unvermögen von Menschen und Gesellschaft".

Die bis 16. Februar täglich von 9 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnete Ausstellung bei den Barmherzigen Schwestern Linz (Herrenstraße 37 bzw. Seilerstätte 4) richtet sich an alle Altersklassen, besonders jedoch an Jugendliche, Firm- und Pfarrgruppen sowie Schulklassen. Gezeigt werden unter anderem die von Carlo Acutis selbst recherchierten und erstellten Schautafeln über Hostienwunder weltweit und ein Kurzfilm, wobei auch Führungen (Anmeldung: 0732/ 9800-1390 bzw. ooe@missio.at) möglich sind. Ein vielseitiges Rahmenprogramm mit prominenten Gästen jeweils an den Freitagabenden begleitet die Schau.

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