"War das jetzt rassistisch?"

Ein Antirassismus-Workshop mit Expertin und Buchherausgeberin Melanie Kandlbauer für KPH-Studierende

© KPH

Rassismus ist kein Randphänomen unserer Gesellschaft, sondern tief in sie eingeschrieben.

Melanie Kandlbauer, Antirassismusexpertin und Mitherausgeberin des Buches „War das jetzt rassistisch?“, hat im Rahmen eines Antirassismus-Workshops anhand unterschiedlicher Beispiele aufgezeigt, dass es sich bei Rassismus um eine Ideologie handelt, die der Vorstellung einer chancengleichen pluralen Gesellschaft diametral entgegensteht. Rassismus zeigt sich etwa in unbewussten Handlungen, wie in der an People of Colour gerichteten Frage nach deren „eigentlicher“ Herkunft, oder in Strukturen, die Menschen mit Privilegien ausstatten und zugleich andere diskriminieren.

Die Expertin hat in ihrem Vortrag sichtbar gemacht und aufgezeigt, wie tief verwurzelt Rassismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen in der europäischen Geschichte ist. Exemplarisch hat sie auf Immanuel Kant verwiesen, der als Mitbegründer des europäischen Rassismus gilt. Indem er den Begriff der „Rassen“ für Menschen einführte und diese unterschiedlich bewertete, d. h. alle Menschen bis auf jene mit weißer Hautfarbe abgewertet hat, legitimierte er letztlich die Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen, die bis heute wirkmächtig ist.

„Geh einen Schritt vorwärts, wenn du dir nie Sorgen machen musstest, einen Job wegen deiner Hautfarbe nicht zu bekommen.“ „Geh einen Schritt vorwärts, wenn du dir nie Sorgen darüber machten musstest, woher du deine nächste Mahlzeit bekommst.“ …  – Diese und weitere Bedingungen werden in einem Video, das im Workshop gezeigt wurde, an junge Menschen gerichtet. Eindrucksvoll wird darin demonstriert, mit welchen unterschiedlichen Startvoraussetzungen Menschen ausgestattet sind und welche Privilegien weiße Menschen genießen, ohne sich derer bewusst zu sein. Dass auch Schüler:innen in Österreich unterschiedliche Voraussetzungen in die Schule mitbringen, die sie in ihrem Bildungs- und Entwicklungsweg maßgeblich prägen, für die sie selbst aber keine Verantwortung tragen, wurde anhand des Videos unmittelbar einsichtig.

In Kleingruppen diskutierten 120 Studierende alltägliche Erfahrungen mit Rassismus, die People of Colour machen, um anschließend Bildungsbausteine für eine rassismuskritische Pädagogik zu erarbeiten. Die Frage, ob und wie man nach der Geschichte einer Person fragen könne, ohne sie dadurch unbewusst auszugrenzen, stieß in diesem Zusammenhang auf besonderes Interesse der Studierenden. Melanie Kandlbauer verwies darauf, dass hinterfragt werden müsse, ob und warum das Interesse an der Herkunft einer Person überhaupt wichtig sei. Denn die Frage nach der Herkunft impliziere, dass die angefragte Person nicht Teil der Gesellschaft sei, der man sich selbst sehr wohl als zugehörig empfinde.

Die Professionalisierung zukünftiger Lehrer:innen ist ohne rassismuskritische Bildung nicht denkbar. Auch das hat der Workshop deutlich gemacht. Im Rahmen der Ausbildung von Studierenden an der KPH ist rassismuskritische Bildung ein zentrales Anliegen, geht es doch um eine gerechte und möglichst chancengleiche Gestaltung unserer Gesellschaft. Deshalb wurde der Workshop von Lehrenden der Ethik-Lehrveranstaltungen des Moduls 6-03 organisiert.

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