„Jedes Kind stärken“

Mit dem Programm „Jedes Kind stärken“ Schüler:innen der Primarstufe die SDGs näher bringen

© ifte.at

(von Andrea Bisanz)

Viele Schüler:innen in der Volksschule haben bereits von den SDGs gehört und können auch das eine oder andere Ziel nennen. Um das Wissen dieser Kinder zu vertiefen und andere dafür zu sensibilisieren, ist es wichtig, gemeinsam mit ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten im Unterricht zu erarbeiten.

Das ganzheitliche Lernprogramm „Jedes Kind stärken“ umfasst viele Herausforderungen (sogenannte Challenges), in denen sich die Kinder unter anderem mit den SDGs befassen. Nachdem die Ziele und Unterziele dieser für junge Kinder abstrakt und schwer verständlich sind, empfiehlt es sich für die Arbeit mit Volksschulkindern, die Good Life Goals/GLGs (www.initiative2030.eu/) zu verwenden. Diese beschreiben die einzelnen Zielvorgaben unter Berücksichtigung von Maßnahmen, die jede/r Einzelne setzen kann. In diesem Artikel wird auf diese Good Life Goals Bezug genommen und aufgezeigt, wie sie mit einzelnen Challenges des Programms im Zusammenhang stehen. Viele Ziele kommen in mehreren Challenges vor. So können diese aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden und den Schüler:innen wirksames Lernen ermöglichen.

In der „My Community Challenge – gemeinsam Probleme lösen“ zieht sich die Auseinandersetzung mit den Global Goals wie ein roter Faden durch die gesamte Challenge. Die Schüler:innen lernen über die 17 Ziele und diskutieren, aktuelle Probleme der Welt anhand ausgewählter Beispiele. Nach der Identifizierung dieser, versuchen sie sich als Erfinder:innen und sammeln Ideen, um einer der 17 globalen Herausforderungen entgegenzuwirken. Im Anschluss bilden die Schüler:innen Kleingruppen, in denen sie unterschiedliche Vorschläge umsetzen. Sie bauen gemeinsam ein Modell. Dieses Konzept, WIr Lernen durch Machen –WILMA, beinhaltet Elemente des Design Thinkings[1] und des Making Konzepts[2]. Durch diese Konzepte werden Schüler:innen ermutigt, kreative Denkanstöße mit selbstgesteuertem, lösungsorientierten Handeln zu verknüpfen. Wenn diese Modelle fertiggestellt sind, werden sie vor den anderen Gruppen präsentiert. In der letzten Phase reflektieren die Schüler:innen ihre Vorgehensweise, überlegen, was gut funktioniert und was nicht und, was sie beim nächsten Mal besser machen könnten.

Auch andere Challenges des Programms konfrontieren die Schüler:innen mit den Herausforderungen der heutigen Zeit. Um eine Welt zu schaffen, in der die Menschen nachhaltig handeln, ist es wichtig, jungen Lernenden Wege aufzuzeigen, wie sie mit Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft angemessen umgehen können. Junge Menschen in die Selbstverantwortung zu führen, muss daher als wesentliches Erziehungsziel der Schule gesehen werden. Im Folgenden werden weitere Challenges des Programms und deren Verbindung zu den SDGs bzw. GLGs aufgezeigt.  Auf viele Ziele kann in mehreren Challenges Bezug genommen werden, um sie aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und den Schüler:innen somit wirksames Lernen zu ermöglichen.

GLG Ziel 01: Hilf Armut zu beenden   

„Teile und spende, was dir persönlich möglich ist.“ In der „My Personal Challenge“ lernen die Schüler:innen zwischen Preis und Wert zu unterscheiden. Als Diskussionsanregung werden die Schüler:innen aufgefordert, zu überlegen, wie sie alte Dinge, die sie selbst nicht mehr benötigen, sinnvoll weitergeben können. Des Weiteren werden die Schüler:innen angeregt, zu überlegen, ob der Preis, den jede/r an einem T-Shirt verdient, gerecht verteilt ist bzw. welche Maßnahmen sie selbst gemeinsam mit ihren Eltern ergreifen können, um Ungerechtigkeiten entgegenzuwirken. Gedankenanstöße wie „Muss ich auch diese modernen, teuren Schuhe, wie sie meine Freund:innen haben, kaufen? In der „Markttag Challenge“ planen die Schüler:innen in Kooperation mit Studierenden der WU ein Verkaufserlebnis und setzen dieses um. Was sie mit den Einnahmen, die sie erwirtschaftet haben, machen, wird diskutiert. Die Schüler:innen der Klasse entscheiden, ob sie das Geld für die Klasse ausgeben möchten oder ob sie dieses spenden, für Menschen, die es notwendiger brauchen als sie selbst.

GLG Ziel 02: Iss vernünftig

Die „Idea Challenge – Wert schaffen“ greift nachhaltige Produktion auf. Kindgemäß wird erklärt, was Nachhaltigkeit bedeutet. Das Nachhaltigkeitsspiel dieser Challenge bindet weitere Ziele ein: GLG Ziel 06: „Spare Wasser“, GLG Ziel 7: „Verwende saubere Energie“, GLG Ziel 12: „Lebe und kaufe bewusster“.

GLG Ziel 03: Achte auf deine Gesundheit

Indem die Schüler:innen lernen, ihre persönlichen Stärken zu kennen und regelmäßig zu nutzen, achten sie auf ihre psychosoziale Gesundheit. Sie lernen, was sie glücklich macht und trainieren einzelne Elemente, um ein gelingendes Leben zu führen mit der „Be a Yes Challenge“. Die Weiterentwicklung der Challenge mit dem Projekt „PERMA.teach“ vertieft das Lernen für ein zufriedenes, erfülltes Leben.

Auch die „Extreme Challenge“ fördert dieses Ziel, indem die Schüler:innen neue Bewegungsabläufe lernen und üben. Dass regelmäßige Bewegung den Körper und Geist stärkt, wird mit dieser Challenge vermittelt.

GLG Ziel 04: Lerne und lehre

Das Unterziel „Verbreite Freundlichkeit und hilf Kindern dabei sich wertvoll und wertgeschätzt zu fühlen“ lernen die Schüler:innen in der „Empathy Challenge“. Auch die Forderung von Ziel 05: „Behandle Frauen und Männer gleichwertig“ wird in dieser Challenge bewusst angesprochen. Gerade in der Grundstufe II gibt es in manchen Klassen Mädchen- und Bubengruppen, die sich ungern mischen. Dass beide Geschlechter gleichberechtigt sind und voneinander lernen können, wenn sie ihre Anstrengungen bündeln, kann den Schüler:innen genauso vermittelt werden wie GLG Ziel 10: „Sei fair zu allen Menschen“. Eine offene Haltung Neuem gegenüber, die Neugierde ständig weiter zu lernen oder Empathiefähigkeit sind einige Aspekte, die Schüler:innen helfen, ihre Denkweisen zu erweitern und einen achtsamen Umgang mit sich und anderen zu pflegen.  

GLG Ziel 08: Mach‘ mit bei guter Arbeit

In der „Perspective Challenge“ erhalten die Schüler:innen Einblicke in die Wirtschaft: „Beschäftige dich damit, wie Wirtschaft und Finanzwesen funktionieren“, lautet ein Unterziel. Die Schüler:innen erhalten Informationen rund ums Geld, lernen zwischen Waren und Dienstleistungen zu unterscheiden und erforschen den Wirtschaftskreislauf. Indem sie sich als Teil der Wirtschaft begreifen, werden sie sich als Zielgruppe dieser bewusst.

GLG Ziel 11: Liebe und schütze, wo du lebst

„… bedenke dabei auch die Menschen in deiner Umgebung“ und „Lerne deine Nachbarn besser kennen …“ Diese Ziele können mit der „Volunteer Challenge“ zur Sprache gebracht werden, in der es darum geht, sich für andere Menschen und die Umwelt zu engagieren.

GLG Ziel 12: Lebe und kaufe bewusster

Dieses Ziel lässt sich in der zweiten „Idea Challenge – Ideen ins Rollen bringen“ finden. Die Auseinandersetzung mit den Unterrichtsmaterialien zeigt den Schüler:innen auf, dass manche Lebensmittel einen weiten Transportweg zurücklegen, bevor sie in Österreich in den Geschäften angeboten werden können. „Brauchen wir Erdbeeren im Winter oder kaufen wir diese erst, wenn sie auch in Österreich geerntet werden?“ „Sollten wir darauf achten, in welchen Ländern die Lebensmittel produziert wurden und vermehrt lokale und saisonale Lebensmittel kaufen?“, sind Fragen, mit denen sich die Schüler:innen beschäftigen sollen. Auch über fair gehandelte Lebensmittel kann in diesem Zusammenhang gesprochen werden. Somit wird auch das GLG Ziel 02: „Iss vernünftig“ erneut aufgegriffen.

GLG Ziel 13: Für das Klima aktiv sein

Klimaschutzmaßnahmen wie Wege zu Fuß zurückzulegen oder die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen anstatt das Auto zu verwenden, sind immanente Themen die in vielen Challenges besprochen werden können.

GLG Ziel 14: Säubere unsere Meere

Dieses Ziel ist durch die öffentliche Mülldiskussion bestimmt eines der bekanntesten und wird von vielen Schüler:innen bereits sehr ernst genommen: Sie verwenden wiederbefüllbare Trinkflaschen, recycelte , Jausenboxen,  Stofftaschen und vermeiden den Kauf von Plastikflaschen im Supermarkt, etc. Die „Trash Value Challenge“ behandelt u.a. Müllvermeidung und regt Schüler:innen an, Objekte aus Abfall zu schaffen. Auch die bereits genannte „Markttag-Challenge“ geht auf Ressourcenschonung ein, wenn die Studierenden und Kinder überlegen, welche Materialien sie für ihre Upcycling-Produkte verwenden wollen.

GLG Ziel 15: Liebe die Natur

Auch dieses Ziel, das dazu anleitet, „einheimische Pflanzen und Tiere mit Achtsamkeit zu behandeln“, „sich für den Schutz bedrohter Tierarten zu engagieren“ und „Produkte und Lebensmittel von Unternehmen, die sich für Natur- und Tierschutz ehrlich engagieren“ kann in die oben beschriebenen Challenges integriert werden (z.B.: Idea Challenge – Ideen ins Rollen bringen oder Idea Challenge - Wert schaffen).

GLG Ziel 16: Hilf Frieden zu bewahren

„Sei freundlich und tolerant und fördere bewusst Werte wie Fairness und Frieden in deinem privaten und beruflichen Umfeld“ wird mit dem zusätzlichen Baustein „Achtsamkeit“ des Programms und eines gelebten wertschätzenden Miteinanders in der Klasse und darüber hinaus, umgesetzt („Empathy Challenge“). Auch die „Debate Challenge“, die die Schüler:innen lehrt, unterschiedliche Meinungen zu respektieren, kann dazu beitragen, gewaltfrei miteinander zu kommunizieren und Respekt vor anderen Standpunkten zu haben.

GLG Ziel 17: Kommt zusammen

Kooperation, die in allen Challenges notwendig ist, um gemeinsam die Herausforderungen zu meistern, befähigt die Schüler:innen, sich für die Gesellschaft zu engagieren. Auch dabei erleben die Schüler:innen Selbstwirksamkeit. Diese trägt in weiterer Folge dazu bei, dass sie bewusst Verantwortung übernehmen. 

Sämtliche Materialien können als Open Source: www.jedeskindstärken.at angesehen und verwendet werden. An der KPH Wien/Krems werden auch im kommenden Studienjahr alle Challenges in Fortbildungsangeboten online angeboten:

8140.000000

Potentialentfaltung mit Posi­tiver Psychologie und ganz­heitlich Lernen lernen

 

Di., 07.11. und

Di., 21.11.2023,

jeweils 14:30 – 17:45 Uhr

Online-Format

Lehrer:innen der Pri­marstufe, Sek I und Lehrer:innen in in­klu­siven Settings

8140.000001

Persönlichkeit stärken - Feste feiern und projektbasiert lernen

Do., 22.02.2024,

14:30 – 17:30 Uhr

Online-Format

Lehrer:innen der Primar­stufe und Lehrer:innen in inklu­siven Settings

8140.000002

Soziale Verant­wortung übernehmen - Zukunft mitgestalten

Do., 07.03.2024,

14:30 – 17:30 Uhr

Online-Format

Lehrer:innen der Primar­stufe und Lehrer:innen in inklu­siven Settings

8140.000003

Alltagskompetenzen trainieren – Unter­nehmerisch Denken und handeln

Do., 21.03.2024,

14:30 – 17:30 Uhr

Online-Format

Lehrer:innen der Primar­stufe und Lehrer:innen in inklusiven Settings

8470.000008

Pädagogische Themen im ONLINE-Diskurs: Nach­haltigkeit mit Kindern besser ver­stehen

Mo., 27.05.2024,

18:00 – 19:00 Uhr

Online-Format

Lehrer:innen der Primar­stufe und Lehrer:innen in inklusiven Settings

8120.800001

PERMA.teach – psycho­soziale Gesund­heit für Lehrer:innen und Schüler:innen

Di., 10.10.,

Di., 28.11.2023, jeweils von 14:30 – 17:45 Uhr und Di., 16.01.2024, 14:30 – 17:00 Uhr

Ort: Lacknergasse

Lehrer:innen der Pri­mar­stufe, Sek I und Lehrer:innen in inklu­siven Settings


[1] https.//hpi-academy.de

[2] https:// tew.schule.at

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