Raumbildung 6

8 RaumBildung lands“, Tooke, 2011) aus Beton oder knallbuntem Tartan einsetzen. Tartanböden als Fallschutz steigern nachweis- lich die Anzahl der Knochenbrüche im Vergleich zu Kies oder Rindenmulch, da die Punktableitung schlechter ist. Gleichzeitig führt roter Gummiboden zu einer falschen Risikoeinschätzung: „Da kann ich hinunterspringen, das ist eh weich.“ (Ball, 2004) Harte Oberflächen können auch durch offenporig verlegte Ziegel, wassergebunde- ne Schotterdecken oder zumindest mittels Pflasterung erzielt werden. Markierungen für Spiele können mit Krei- desprays auf allen Oberflächen angebracht werden. • Gestalterische und optische Über- oder Unterforderung vermeiden. Knallbunte Spielgeräte aus dem Katalog werden schneller langweilig als Spielgeräte mit ver- gleichbaren Funktionen aus Baumstämmen, was zu ei- ner zweckentfremdeten Nutzung und dadurch zu mehr Unfällen führt. Gleichzeitig sind sie aufgrund ihrer mo- notonen Gestaltung (Abstände zwischen Sprossen sind exakt gleich groß) auch für die motorische Entwicklung weniger sinnvoll (Raith & Lude, 2014). • Funktionen, die neben dem Lernen und Vermitteln im Schulgebäude als wichtig erachtet werden, sollten auch im Außenraum als integrativer Bestandteil mitgedacht werden. Lernen, Essen, allein aber auch in Gruppen sein können, sich körperlich betätigen, sich kreativ betätigen - für all das sollte nicht nur drinnen, sondern auch draußen die Möglichkeit gegeben sein (Kelz et al., 2015). • Zur Außenraumplanung sollten Fachleute wie Land- schaftsarchitektInnen hinzugezogen werden, um die Vorteile von Außenanlagen bestmöglich einfließen zu lassen. Ist der Außenraum von naturnaher Qualität, bringt das den Vorteil mit sich, dass diese Qualität auch im Innenraum wahrnehmbar wird. Über Hitzereduktion (im Innenraum und Außen) und die schalldämpfende Qualität wirken Bäu- me positiv auf die Leistung der SchülerInnen (Benfield et al., 2015). Bäume wirken auch noch über einen zweiten Weg auf den Lernerfolg und zwar, wenn SchülerInnen bei deren Anblick in den Mikropausen (kurzer Blick aus dem Fenster) ihre Kapazitäten wieder ‚aufladen‘ (Li & Sullivan, 2016). Naturnähe im Gebäude für mehr Wohlbefinden Die Naturnähe sollte durch die Wahl der Materialien auch im Innenraum zum Ausdruck kommen. Viel spricht dafür, Holz als zentrales Material zu verwenden. Hier gibt es eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien, welche neben direk- ten positiven Effekten auf das Wohlbefinden auch indirekt positive Auswirkungen belegen (Nyrud & Bringslimark, 2010). So zeigt sich, dass Holzwände (wie auch weiß ver- putzte Wände) im Vergleich zu Sichtbetonwänden weniger anfällig für Vandalismus wie bspw. Bekritzeln sind. Holz wird bereits von SchülerInnen als besonders wertvolles Material eingestuft (Jimenez et al., 2016), was sie zu ei- nem rücksichtsvolleren Umgang damit motiviert. Dies hat viel mit Erfahrungen und kulturellen Haltungen aus dem sozialen Umfeld zu tun. Was man häufig sieht, dem ver- traut man und das schätzt man. In der Psychologie spricht man dabei vom Mere-Exposure-Effekt (Zajonc, 1968). Auf diesem Effekt baut die gesamte Werbeindustrie auf. Er ist dafür verantwortlich, dass nicht-architektonisch aus- gebildete Personen Sichtbeton als Material negativ emp- finden. Sie durchlaufen nicht einen jahrelangen Prozess der Annäherung an dieses Material wie ArchitektInnen. Diese systematische Veränderung der Wahrnehmung im Laufe des Architekturstudiums ist wissenschaftlich belegt (Akalin, Yildirim, Wilson, & Kilicoglu, 2009). Befragt man

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