Der Raum als dritter Pädagoge im Makerspace

 

Es war die Reformpädagogik rund um Maria Montessori und Loris Malaguzzi, die sich neben den Lehrer*innen und Mitschüler*innen auch der Unterrichtsumgebung und deren Einfluss auf den Lehr-/Lernerfolg intensiver widmete. Lernende setzen sich mit der sie umgebenden räumlichen Gestaltung auseinander und interagieren mit dem Raum. Maria Montessori befand, dass Räume in einer Weise gestaltet sein sollten, dass autonomes Lernen und Kompetenzerwerb ermöglicht werden. Zudem sollen Räume Anregungen bieten, die Lernumgebung selbst zu gestalten sowie Rückzugsmöglichkeiten bieten (Hammerer 2005). Der Begriff Built Pedagogy (Monahan 2005) rückt ebenfalls den Raum als wichtige Komponente, vor allem in Verbindung mit Technologie, in der Pädagogik in den Vordergrund. Räume und deren Einrichtung geben Auskunft darüber, welche Art von Unterricht dort stattfindet bzw. welche pädagogischen Prinzipien darin vertreten werden. Das bedeutet daher, dass auch die Raumsituation in einem Makerspace durchaus Einfluss darauf nimmt, wie darin Unterricht wird bzw. werden kann: Ist der Raum in einer strikten Anordnung oder sind die Möbel flexibel?

In einer Studie der LMU München wurde nachgewiesen, dass die Raumgestaltung einen

wesentlichen Faktor für das Lernverhalten von Studierenden darstellt. So kann eine Anpassung des Raumlayouts an die jeweilige Aufgabenstellung dazu führen, dass sich Lernverhalten und Gruppenarbeit verbessern (Steelcase o.A.). Derzeit wird jedoch zu wenig auf die Bedeutung der Raumgestaltung geachtet, obwohl Licht, Farben und Flexibilität erwiesenermaßen Einfluss auf Aufmerksamkeit und Leistung haben (Kahlert, Nitsche & Zierer 2013).

Mit dem LTC 4.0 an der KPH Wien/Krems möchte man nun andere Wege gehen und neben der Vermittlung von informatischer Grundbildung auch verstärkt den Raum als dritten Pädagogen in den Vordergrund stellen.

 

Angelehnt an das Konzept des Future Learning Classroom wurden im LTC 4.0 unterschiedliche Lernzonen geschaffen unter der Berücksichtigung der vier zentralen “21st century skills” Kooperieren, Kollaborieren, Kritisches Denken und Kreativität. Vorteilhaft gestaltet sich das vollständig flexible Mobiliar. Dadurch lässt sich der Raum an jede Unterrichtssituation anpassen. Mobile Lernboxen in Form von Themenboxen unterstützen dabei die Lehrenden, Dabei wird auf umsetzbare Schwerpunkte in der Primarstufe wie DLPL (DenkenLernenProblemeLösen) mit BeeBots, LegoWe sowie MicroBits, Arbeiten mit Makey Makeys, Digital Story Telling (mit GreenScreen/BlueScreen), Arbeiten mit Scratch und Design Thinking gesetzt. LTC 4.0 – ein MakerSpace, ein Ermöglichungsraum, in dem digitale Medien eine zentrale Rolle spielen, jedoch auf analoge Aspekte nicht vergessen wird. Wo Neugierde und Kreativität gefördert werden. Hier wird dem Gedanken von Seymour Papert gefolgt, dass nämlich besseres Lernen nicht durch die Suche nach besseren Instruktionsweisen für Lehrkräfte entsteht, sondern durch das Bereitstellen besserer Konstruktionswerkzeuge für die Lernenden.

 

Das LTC 4.0 an der KPH Campus Strebersdorf steht Studierenden im Rahmen ihrer Ausbildung und Lehrenden in Seminaren und Lehrgängen der Fort- und Weiterbildung sowie Schüler*innen zur Erprobung von Lernsettings in Form von Workshops zur Verfügung. Eine Vielzahl dieser Workshops mit Klassen aller Altersstufen ermöglicht dem Team der KPH Wien/Krems die Erprobung von didaktischen Konzepten.