Die von Roland Bernhard präsentierte Forschung basiert auf der Analyse besonders erfolgreicher innerstädtischer Schulen in England, die trotz herausfordernder sozioökonomischer Bedingungen nachhaltige Verbesserungen erzielen.
In seinem Vortrag beleuchtete Bernhard, wie Schulleitungen in diesen Schulen Persönlichkeitsbildung als integralen Bestandteil ihrer Schulentwicklung verstehen. Er stellte heraus, dass Führungskräfte aller von ihm analysierten hochwirksamen Schulen der Überzeugung sind, dass es Aufgabe der Schule sei, Kinder systematisch mit Persönlichkeitsbildung zu unterstützen. In ihren Zugängen unterscheiden sich die Schulen jedoch.
In der internationalen Forschung zur Persönlickeitsbildung wird unterschieden zwischen “character is caught”, “character is taught” und “character is sought” (aufgenommen, unterrichtet und aus freien Stücken angestrebt). Während Schulleitungen in hochwirksamen Schulen vor allem den “character is caught”-Aspekt betonen (Persönlichkeitsentwicklung passiert durch das Vorbild von Führungskräften und Lehrpersonen sowie ein anregendes, wertschätzendes und gut strukturiertes Schulumfeld), findet direkte Instruktion ("character istaught") nur begrenzt statt. Die Dimension des “character is sought" – also die aktive Suche der Schülerinnen und Schüler nach Charakterbildung durch Möglichkeiten der Reflexion und der Übernahme von Leadership-Rollen in der Schule – ist in den analysierten Schulen auch anzutreffen.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts, die auf einer Analyse von Interviewdaten mit 24 Führungskräften aus englischen Schulen basieren, liefern wertvolle Erkenntnisse für Schulentwicklungsstrategien. Die Interviews wurden im Rahmen eines vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Projektes durchgeführt. Sie zeigen, wie Persönlichkeitsbildung in hocheffektiven Schulen in schwierigen Lagen umgesetzt wird, und wie hohe Erwartungen und eine klare Verhaltensstruktur nicht im Widerspruch zu einer wertschätzenden Schulkultur stehen, sondern aus Sicht von Schulleitungen maßgeblich zur Wirksamkeit dieser Schulen beitragen.
Die Konferenz bot zudem eine Plattform für intensiven wissenschaftlichen Austausch mit Forschenden aus fünf verschiedenen Kontinenten. Die Diskussionen verdeutlichen die globale Relevanz der Thematik und das steigende Interesse an einer evidenzbasierten Schul- und Unterrichtsentwicklung mit Fokus auf Persönlichkeitsbildung.
Mit seinem Vortrag unterstrich Bernhard die Rolle von Charakterbildung als Schlüssel zur schulischen Exzellenz – insbesondere in herausfordernden Bildungskontexten.
Mehr Informationen zur Konferenz: Jubilee Centre for Character and Virtues
Beitrag zum Nachlesen (Conference Proceedings)