Exodus – gepixelte Welterfahrung
Exodus 14 (Ex 14), der zentrale biblische Text der Ostervigil, ist für viele anstößig oder abstoßend. Sie hören ihn als Kriegsbericht aus dem alten Israel mit einem in der Geschichte üblichen Ausgang: Die einen siegen, die anderen müssen dran glauben. Tatsächlich geht es hier um Tod und Leben und um keine platte Siegergeschichte, denn wir haben verlernt, in dieser Erzählung die Grundzüge menschlichen Lebens miteinander zu entdecken.
Um dies zu erkennen, wendet Peter Baldinger die Techniken der Verunklärung an, die Betrachter:innen dazu bewegen soll, besonders prüfend zu schauen, den Abstand des jeweiligen Standpunktes zum Bild zu verändern, um den Blick scharfstellen zu können, was eine:n unweigerlich in die Rolle eines Voyeurs drängt.
Wie durch eine Riffelglasscheibe betrachtet, löst Baldinger seine Sujets auf. Die erhellende Auflösung findet in den low res paintings insofern statt, als er sein Bild in extrem vergrößerte Pixel zerlegt. Was Betrachter:innen nun als wahr oder typisch erkennen, ist abhängig von dem, was sie zu sehen gelernt haben und von den Symbolen, die sie deuten.
Die Wahheitsempfindung hängt mit unseren Erfahrungen zusammen und ist damit Teil unserer Identität. Wenn unsere Wahrnehmung zerrüttet und infrage gestellt wird, zweifeln wir an der Wahrheit. Peter Baldinger setzt sich in seinem Werk immer wieder mit Identität und Wahrheitsfindung auseinander.
Bernhard Schörkhuber
- KPH Wien/Krems, Campus Krems-Mitterau, Foyer
- 17. Oktober 2024
- 16:30 Uhr