Abschluss FWF Projekt SQTE – Outputs

Kürzlich wurde das FWF Projekt School Quality and Teacher Education abgeschlossen. In diesem Beitrag werden die Outputs und die zentralen Ergebnisse des Projektes vorgestellt.

© Roland Bernhard

Outputs des SQTE-Projektes

Das von Roland Bernhard geleitete SQTE-Projekt war zuerst an den Universitäten Oxford und Salzburg und seit 2021 an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems angesiedelt. Es stellte eines der am häufigsten in den Medien erwähnten österreichischen Forschungsprojekte der letzten Jahre dar. 

Es kann auf zahlreiche Outputs verweisen: 

  • 25 Publikationen, darunter praktische Handreichungen für Schulleitungen (z.B. ein Onboarding Leitfaden)
  • 40 Erwähnungen in österreichischen und internationalen Medien (Zeitungen, Radio und TV)
  • 15 Vorträge bei wissenschaftlichen Konferenzen in den USA, Österreich und Europa, wie z.B. bei der Konferenz der American Educational Research Association AERA 2020 (inklusive eines Symposiums), 2021 and 2022, der European Conference for Educational Research ECER 2021 (weiteres Paper hier), der Conference der European Association for Research in Learning and Instruction EARLI 2021, der Konferenz der österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen ÖFEB 2021, 2022 und 2024, sowie der Konferenz der British Educational Research Association BERA 2023 
  • 18 Keynotes vor unterschiedlichen Stakeholdern im Bereich der Bildung (neben wissenschaftlichen Vorträgen auf unterschiedlichen Konferenzen z.B. im Rahmen von Veranstaltungen der österreichischen Schulaufsicht VÖSA, der Mega Bildungsstiftung, der Stiftung für Wirtschaftsbildung, der Innovationsstiftung für Bildung, der Bildungsdirektion für Wien (auch hier), der Arbeiterkammer Niederösterreich, beim Wiener Bildungsfestival, in Zusammenarbeit mit Teach for Austria, vor Journalisten im Rahmen einer Pressekonferenz und auf zahlreichen Tagungen für Schulleitungen und Lehrkräfte etc. 
  • insgesamt wurden 53 Vorträge im Rahmen des Projektes gehalten 
  • Organisation von 3 Konferenzen und Symposien (2 x in Salzburg, 1 x in Los Angeles
  • 4 Summerschools (2021, 2022, 2023, 2024)
  • Dissemination von Forschungsergebnissen in zahlreichen Fortbildungen unterschiedlicher Hochschulen und in Kursen der Ausbildung unterschiedlicher Universitäten und Hochschulen
  • Etablierung eines großen Netzwerkes von Schulleitungen und schulischen Führungskräften (SQTE Schulqualitätsnetzwerkes)
  • 6 Abschlussarbeiten, darunter die Arbeit von Dominik Harnisch, die den Wissenschaftspreis der Arbeiterkammer Salzburg gewonnen hat, sowie eine Abschlussarbeit von Christina Hasenhüttl an der Universität Oxford 

Die zentralen Ergebnisse des SQTE Projektes 

Theoretischer Rahmen

Der OECD Review of School Resources for Austria schlug 2016 vor, dass die Qualität der österreichischen Schulen von einer stärkeren Berücksichtigung der Erfahrungen und Ansichten von Schulleitungen und Lehrkräften profitieren würde. Außerdem wurde empfohlen, einen Blick auf die Schulqualitätsentwicklung anderer Nationen zu werfen; als ein Beispiel hierfür wurde unter anderem England genannt, wo Schuleffektivitäts- und -entwicklungsinitiativen eine lange und erfolgreiche Tradition haben. Das Mixed-Methods-Projekt „School Quality and Teacher Education“ (SQTE) reagierte auf diese Anregungen, indem es untersuchte, wie Führungskräfte in hocheffektiven, sich verbessernden Schulen in England Schulqualität entwickeln, um daraus Inspirationen für Schulqualitätsentwicklung in Österreich abzuleiten. 

Das Projekt wurde teilweise im Rahmen eines Visiting Research Fellowships seines Projektleiters, Roland Bernhard, an der Universität Oxford durchgeführt, wo er Unterstützung von namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Katharine Burn, Pam Sammons und John Furlong erhielt. Ulrike Greiner und Maria Tulis-Oswald von der Universität Salzburg waren einige der Hauptprojektpartnerinnen in Österreich.

Ziel der Studie

Das Hauptziel des Projektes bestand darin, empirische Einblicke in die Qualitätsentwicklung in hochwirksamen Schulen zu gewinnen, insbesondere in solchen, die unter sozioökonomisch benachteiligten Umständen in London arbeiten, und Unterschiede zwischen Schulen mit hoher und durchschnittlicher Effektivität herauszufinden.

Ergebnisse

Die im Rahmen des Projektes durchgeführte Mixed-Methods-Forschung ermöglichte es, Ansätze zu identifizieren, mit denen Führungskräfte in außergewöhnlich effektiven englischen Schulen, insbesondere solche, die unter schwierigen Umständen in London arbeiten, Lernergebnisse ihrer Schülerinnen und Schüler verbessern. Darüber hinaus konnten Unterschiede zwischen Schulentwicklungsstrategien in hocheffektiven Schulen und solchen in durchschnittlich wirksamen Schulen festgestellt werden.

Durch die qualitative Erforschung einiger außergewöhnlich effektiver Schulen in herausfordernden Lagen, insbesondere in London, die starke Verbesserungen erzielt hatten, wurden mit Interviews (n=43) die in diesen Schulen vorherrschenden Schulentwicklungsansätze identifiziert. Die Interviews zeigten, dass diese Schulleitungen die Effektivität ihrer Schule insbesondere auf pädagogisches Leadership und den starken Fokus auf die Qualitätsentwicklung von Unterricht zurückführen (Unterrichtsentwicklung). In diesem Zusammenhang sehen sie effektive Fortbildungen, in denen vor allem die Instruktionsqualität des Unterrichts zum Thema gemacht wird, und die Durchführung von (kollegialen) Hospitationen als zentrale Hebel für Schulerfolg (Personalentwicklung). Schulleitungen berichten von der Effektivität von Shared Leadership, von der Wirksamkeit von Interventionen zur Erhöhung von Aspirationen und Erwartungen durch Elterneinbindung und die Einbindung anderer Stakeholder wie Firmen und Universitäten. Sie sehen evidenzorientiertes Forschungsengagement und die Arbeit mit Daten als zentral und rezipieren die Ergebnisse der Schuleffektivitäts- und Entwicklungsforschung, die beispielsweise durch die Education Endowment Foundation in der englischen Bildungslandschaft weit verbreitet werden. Auch die Implementierung von effektiven Strukturen, die diese Aktivitäten begünstigen, sehen die Schulleitungen als entscheidend an (Organisationsentwicklung). Alles in allem gibt es zahlreiche Indikatoren dafür, dass in den analysierten hocheffektiven Schulen wachstumsorientierte Denkweisen im Sinne von Growth Mindset vorherrschen.  

Qualitative Forschung ermöglicht es jedoch nicht, Unterschiede zwischen hocheffektiven und Schulen mit typischer Wirksamkeit aufzuzeigen, um so die spezifischen Ansätze hochwirksamer Schulen herauszuarbeiten. Daher wurde im Sinne des Mixed Methods Designs des Projektes noch eine quantitative Studie durchgeführt (n=622), um festzustellen, welche qualitativen Ergebnisse sich in einer quantitativen Stichprobe spiegeln lassen. 

Es zeigte sich in der quantitativen Studie, dass 

1) Schulleitungen in hochwirksamen Schulen größeren Wert auf pädagogisches Leadership legen und sich stärker auf die Verbesserung der Unterrichtsqualität konzentrieren als Schulleitungen durchschnittlich effektiver Schulen; 

2) Führungskräfte in hochwirksamen Schulen häufiger kollegiales Feedback als Strategie der Schulentwicklung nutzen, was bedeutet, dass Lehrkräfte in diesen Schulen häufiger die Klassen ihrer Kollegen und Kolleginnen besuchen, um sich gegenseitiges Feedback zu geben (ein Artikel, der diese Ergebnisse detailliert beschreibt, befindet sich derzeit noch im Peer-Review);

3) Schulleitungen in hochwirksamen Schulen stärker davon überzeugt sind, dass eine herausragende Lehrkraft dadurch gekennzeichnet ist, dass sie bereit ist, sich ständig weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Relevanz der Ergebnisse für Österreich

Die Ergebnisse bieten Inspirationen für Schulleitungen, wo sie ihre begrenzten Ressourcen einsetzen könnten, um das Lernen der Schülerinnen und Schüler zu maximieren. Ansätze zur Schulentwicklung wie pädagogisches Leadership und kollegiales Feedback sind in einigen österreichischen Schulen und in manchen Kursen in der Lehreraus- und -fortbildung teilweise schon präsent, scheinen aber noch eher Randerscheinungen zu sein. Viele Schulleitungen in Österreich sehen ihre Hauptaufgabe in der Regel nicht darin, den Unterricht und das Lernen in ihren Schulen durch pädagogisches Leadership kontinuierlich zu verbessern. Auch sind dafür die Ressourcen und die Zeit in Österreich momentan kaum vorhanden. 

Im Rahmen des Projektes wurden mehrere Vorschläge für die Weiterentwicklung des österreichischen Schulsystems unterbreitet (siehe hier, hier und hier sowie in Publikationen, die noch im Veröffentlichungsprozess sind) und die Ergebnisse beispielsweise auch auf die Schulentwicklungsberatung bezogen. Für Österreich wurde im Rahmen des Projektes dringend eine massive administrative Entlastung von Schulleitungen sowie die Einführung eines mittleren Managements für alle Schultypen vorgeschlagen, damit die Attraktivität von Schulleitung wieder zunimmt und diese mehr Zeit und Ressourcen für jene Tätigkeiten aufwenden können, die die Qualität wirksam verbessern. Auch wurden Vorschläge für die Weiterentwicklung des Schulsystems in Wales gemacht, nachdem der Projektleiter vom dortigen Bildungsministerium beauftragt wurde, die Neugestaltung des dortigen Lehrer:innenbildungssystems zu begutachten.

Um einen Wandel in Richtung mehr Qualitätsentwicklung an österreichischen Schulen einzuleiten, wurde kürzlich ein verpflichtendes Qualitätsmanagementsystem (QMS) eingeführt. Der im Rahmen von QMS implementierte Qualitätsrahmen für Schulen (QRS) fordert von Schulleitungen, die Qualität des Unterrichts und die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt ihrer Schulentwicklungsinitiativen zu stellen und den Einsatz von Unterrichtsbeobachtungen zu fördern. Er verweist somit auf jene Strategien, die das SQTE-Projekt als hochwirksam identifiziert hat, und zeigt die akute Relevanz des Projektes für derzeitige Themen im österreichischen Bildungswesen auf. 

Im Rahmen des SQTE-Projektes wurde das Bewusstsein für diese Themen in Österreich geschärft, indem die Ergebnisse großen Gruppen von Schulleitungen und anderen Multiplikator:innen im Bildungssektor – aus Politik, Medien, Stiftungen, Schulentwicklungsberatung, Schulverwaltung etc. – präsentiert wurden. Ein Projekt zur Implementierung von Initiativen, angelehnt an die London Challenge, wird derzeit in Österreich erörtert.

Publiziert am: