Langfristige Bildungsstrategien für Österreich

Zu den Voraussetzungen für die außergewöhnlichen Schulverbesserungen in London sprach Roland Bernhard beim "Zukunftsdialog Bildung – gemeinsam für eine nachhaltige Bildungsstrategie"

© Stiftung für Wirtschaftsbildung/APA-Fotoservice/Reither

Roland Bernhard hielt beim "Zukunftsdialog Bildung – gemeinsam für eine nachhaltige Bildungsstrategie" am 28.5.2024, veranstaltet von der Stiftung für Wirtschaftsbildung, vor rund 100 Personen aus Politik, Wirtschaft und Schule eine Keynote über die politischen Grundlagen der erstaunlichen Schulverbesserungen in London in den letzten 20 Jahren. Auch der erfolgreiche Londoner Schulleiter Chris Tomlinson hielt eine Keynote.

Ausgehend von den Vorträgen diskutierten die Mandatar:innen aller im Nationalrat vertretenen Parteien, Hermann Brückl (FPÖ), Muna Duzdar (SPÖ), Sybille Hamann (GRÜNE), Martina Künsberg Sarre (NEOS) und Rudolf Taschner (ÖVP), angeregt über langfristige Bildungsstrategien für Österreich (siehe Bild).

Öffentliche Schulen im Londoner Stadtzentrum verbesserten sich in den letzten 20 Jahren drastisch, obwohl sie mit zahlreichen soziokulturellen Herausforderungen konfrontiert sind. Dieses Phänomen wird als "London Effect" weltweit mit Erstaunen diskutiert. Hunderttausende junge Menschen mit ungünstigen Startvoraussetzungen in hochdeprivierten Londoner Stadtvierteln entkamen durch die unermüdliche Arbeit hervorragender Schulleitungen und Lehrkräfte der Armutsfalle und konnten ihre beruflichen und persönlichen Visionen verwirklichen.

Roland Bernhard betonte, dass die Verbesserungen der Londoner Schulen durch unideologische Zusammenarbeit zwischen den Parteien und durch langfristige Visionen erreicht wurden. Die London Challenge war keine politische Initiative, bei der es Parteien darum ging, partikulare Ideologien in die Schulen zu bringen. Vielmehr wurden datenbasiert hervorragende Schulen in London identifiziert und das in diesen Schulen vorhandene Wissen zu Leadership und gutem Unterricht weit in der Praxis verbreitet, unabhängig davon, welcher Partei die Schulleitung der entsprechenden Schule nahestand. Die London Challenge erhielt daher parteiübergreifende Unterstützung.
Online wurde auch Chris Tomlinson, CEO des Co-op Academies Trust in England, für eine Keynote zugeschaltet. Chris Tomlinson hat als Direktor zahlreiche Schulen in London stark verbessert und zweimal einen Preis des UK-Bildungsministeriums für "the most improved secondary school in Britain" bekommen. Chris Tomlinson betonte, wie zuvor auch Roland Bernhard in seinem Vortrag, dass die Verbesserungen von Schulen in schwierigen Lagen in London durch einen Fokus auf Unterrichtsentwicklung erreicht wurden. Die zentrale Aufgabe von Schulleitungen bestehe darin, gemeinsam mit den Lehrkräften beständig an der Qualität des Unterrichts zu arbeiten. Die Organisation von Fortbildungen zu effektiven Unterrichtstechniken und das häufige gegenseitige Feedback, das sich Lehrkräfte zu ihrem Unterricht geben (kollegiale Hospitationen), würden dabei eine zentrale Rolle spielen.

In Österreich wird ein solches Agieren durch das fehlende mittlere Management in den meisten Schultypen und durch die administrative Überlastung von Schulleitungen massiv erschwert.

Der Vortrag war Teil des vom österreichischen Wissenschaftsfonds finanzierten SQTE-Projekts "School Quality and Teacher Education", in dem die Schulentwicklung in London erforscht wird und danach gefragt wird, wie auch in Österreich die Lernergebnisse junger Menschen nach dem Vorbild Londons verbessert werden können.

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