Blitzlicht Nr. 2 - Das SCIVIA-Zentrum

Subheader Nr. 2

Stille und Kommunikation mögen auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen. Doch es gibt einen Ort, an dem beides gleichermaßen zu finden ist. Ein Ort, an dem sich Barmherzigkeit, Lebendigkeit und Mitleidenschaft die Hand reichen und der Mensch im Mittelpunkt steht. Dieser Ort befindet sich im 2. Stock am Campus Krems-Mitterau. Die professionell gestalteten Glaswände im Bewegungsbereich verraten noch wenig von der einzigartigen Aura, die Hochschulangehörige zu spüren bekommen, die den Weg dorthin suchen. Ein Weg, dessen Ziel Erleichterung bringen und neue Kraft schenken soll. Es ist der Weg ins SCIVIA-Zentrum für Kommunikation, Hochschulpastoral und Seelsorge. Als Teil der Begleitungs- und Beratungszentren der KPH Wien/Krems versteht sich dieser Ort der Begegnung als offenes Forum für Lehrende, Studierende und Mitarbeiter*innen der Hochschule.

 

Gespräche als Wegweiser

Angesichts der beschleunigten Wahrnehmung alltäglicher Notwendigkeiten und empfundener Zwänge, können Überforderungen rasch zu existentiellen Situationen führen. Die Sehnsucht nach Verständnis und einem offenen Ohr ist in solchen Fällen groß. SCIVIA bietet für derartige Lebenseinschnitte sowohl pastorale Begleitung und spirituelle Impulse als auch vertrauliche Beratung und Unterstützung. Oft reicht bereits ein Gedankenaustausch, um neue Perspektiven wahr- bzw. anzunehmen sowie belastende Wege zu verlassen.

 

Ort der Begegnung

Dieses empathische Zuhören ist aber nur ein kleiner Teil jener Aufgaben, die das lebendige, authentische und visionäre Gefüge des im Februar 2015 eröffneten Zentrums ausmachen. Für individuelle Treffen, Gespräche und Veranstaltungen ist ebenso Platz wie für Muße, Ruhe und Meditation. Es ist ein „Aufenthaltsort mit Begegnungsmöglichkeiten für alle“. Als besondere Höhepunkte zählen jahreszeitlich sowie thematisch wiederkehrende spirituelle Feiern und Liturgien.

 

Vielfältiges Angebot

Während im Rahmen des monatlichen Austausches „EINI INS LEBEN“ spirituelle Zugänge von Studierenden im Mittelpunkt stehen und die Beteiligten darüber sprechen, was sie im Leben vorantreibt und motiviert, fokussiert die, in der Campuskapelle stattfindende, liturgische Feier „MENSCH:GOTT!“ einmal im Monat persönliche Lebensweisheiten von Professor*innen. Als spezielles Angebot für Studierende steht ein Termin pro Semester für Gespräche mit den Bischöfen zur Verfügung. Film-Exerzitien von Papst Franziskus gehören ebenso zum Programm wie Ökumenische Gottesdienste sowie besondere Begegnungen bei einer „J:ESSE“.

 

Letztere Veranstaltung lädt unter der Maxime „Mahl feiern – mal feiern“ zu spirituellen Impulsen und jesuanischem Essen. Nicht weniger impulsiv, aber deutlich heller erstrahlt der Campus Krems-Mitterau jährlich am 31. Oktober, wenn die „Nacht der 1000 Lichter“ ihre Besucher*innen zu Ruhe, Besinnung und Einklang mit sich selbst führen soll. Ein Veranstaltungsreigen ganz im Sinne von Entschleunigung.

 

Im Gespräch

Die Bedeutung von und Sehnsucht nach Entschleunigung kennt vor allem Bernhard Schörkhuber. Der diplomierte Psychologe, Theologe und Hochschulprofessor, dessen empathische Vorträge und Funktionen von Niederösterreich bis Tirol reichen, trägt als Leiter von SCIVIA nicht nur die Verantwortung für Organisation und Ablauf diverser Veranstaltungen, sondern steht jeden Montag für persönliche Gespräche am Campus Krems-Mitterau zur Verfügung. Unter der Devise „Sei selbst die Veränderung, die du für die Hochschule willst“, ist er bemüht, Fragen und Zweifel zu diversen Anliegen zu beseitigen. Für seine Sprechstunde ist keine Anmeldung erforderlich.

 

„Zeichen der Zeit“ wahrnehmen

Der gebürtige Oberösterreicher hat Abschlüsse u.a. in den Bereichen Religions- sowie Medienpädagogik, ist diplomierter Ehe-, Familien- und Lebensberater sowie Trainer für Pädagogische Schulentwicklung und Systemische Unterrichtsentwicklung. Er leitet das Hochschulpastoralteam sowie deren wöchentlichen Sitzungen, konzipiert, organisiert und setzt das Jahresprogramm von SCIVIA um und ist neben der Gestaltung diverser Gottesdienste und anderer Feiern bei Notfällen, Krisen und Todesfällen zur Stelle. Außerdem fungiert er als Moderator bei zahlreichen Veranstaltungen rund um die KPH Wien/Krems und gilt u.a. als Schnittstelle zum Hochschulpastoralteam am Campus Wien-Strebersdorf. Als seine wichtigste Aufgabe bezeichnet er allerdings das gezielte Innehalten und Wahrnehmen von Veränderungen: „Ich achte auf die Zeichen der Zeit.“

 

„Gelingende Augenblicke“

Schörkhuber betont die Bedeutung, mit der Welt in Beziehung zu treten: „Es ist wichtig, sich nicht zu entfremden.“ Beschleunigung sei nämlich nicht per se etwas Schlechtes: „Selbst, wenn die Entwicklungen stetig schneller vorangehen.“ Er spricht in diesem Zusammenhang von einem „Digitalisierungswahnsinn“, dem es Einhalt zu gebieten gelte: „Wir müssen uns die Welt so zu eigen machen, um nicht den Blick auf das Wesentliche und damit uns selbst zu verlieren.“ Es dürfen die kleinen Bedürfnisse nicht in Vergessenheit geraten. „Zurücklehnen, an etwas Vergangenes denken und daraus einen sinnstiftenden Blick für die Zukunft gewinnen“, rät der Lebensberater, um nicht als „First-Class-Konsument“ zu enden. Das seien „gelingende Augenblicke“ seines Lebens und dessen Vermittlung spürbar seine Berufung.

 

Kann Meditation in solchen Fällen helfen?

Meditation macht frei, macht leer vom Alltagskram, lässt klarer denken und reinigt von der Gravität der Banalität“, weiß Schörkhuber, der selbst täglich meditiert und in spontanen Besuchen von diversen Kirchen oder der Campuskapelle seine Ruhe findet. Spiritualität sei das Fundament allen ganzheitlich-menschlichen Reflektierens, die Grundlage seines Betens ein „lebensfreundlicher Gott“, der ihm den Weg zu Compassion, Lebendigkeit und Mystagogie weise: „Gott lässt uns aufleben, nicht bloß überleben.“

 

Warum ist das SCIVIA-Zentrum für Sie wichtig?

„Weil genau dieses Aufleben hier höchste Priorität hat. Das SCIVIA-Zentrum soll Studierenden einen Raum zum Wohlfühlen und Loslassen geben. Es ist uns ein Anliegen, dem Menschlichen an der Hochschule einen Platz einzuräumen.“ Persönliche Erlebnisse bestärken Schörkhuber stetig aufs Neue, dass „Zusammenarbeiten auch Zusammenleben bedeutet“.

 

Was waren Ihre schönsten Erlebnisse im „Zusammenleben“ mit SCIVIA?

„Besonders bewegend war für mich die Eröffnung des Zentrums“, schwelgt Schörkhuber in Erinnerung, als er von der großen Beteiligung daran sowie den hochrangigen Gästen wie u.a. dem Diözesanbischof erzählt. Nicht weniger ins Schwärmen gerät er beim Beschreiben der jährlichen „Nacht der 1000 Lichter“. Stolz sei er sowohl auf diverse thematische Ausstellungen an der Hochschule, die vom SCIVIA-Zentrum organisiert werden als auch auf Publikationen der SCIVIA-Idee in der Fachliteratur. Als außergewöhnlich betitelt er aber vor allem Einladungen zu internationalen Forschungsprojekten wie u.a. ETHIKA.

 

Das SCIVIA-Zentrum bietet ein lebendiges, authentisches und visionäres Miteinander. Was kann man sich darunter vorstellen?

„Lehren, Lernen und Arbeiten ohne Grenzen“, erklärt der Fachtheologe, ohne mit der Wimper zu zucken. Alles solle möglich sein, nichts persönlich interpretiert werden, Einschränkungen seien Tabu. Im Vordergrund stehe ein motivierter Blick in die Zukunft, ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen.

 

Wie schaut Ihr Blick in die Zukunft aus? Was wünschen Sie sich?

„Dass ich noch lange Ohr und Herz für jene habe, die im alltäglichen Gesichtskreis unsichtbar bleiben.“ Unsichtbar bleibt das SCIVIA-Zentrum mit solch herzlichen Lebenseinstellungen mit Sicherheit nicht. Es scheint, als hätte der Anker der Humanität mitten in Krems einen festen Halt gefunden.

Publiziert am: